Salzlake bei Pusztaszer

Ungarische Hortobágy Puszta: ein Ödland voller Leben

Janós Világosi erklärt, wie die Puszta entstand und warum es dort so viele seltene Vogelarten gibt.

Feuchtgebiet in der Puszta
Feuchtgebiet in der Puszta (Tamás Nagy)

Das 180.000 Hektar große Hortobágy-Becken befindet sich in der Mitte der Großen Ungarischen Tiefebene. Jahrtausende hindurch war diese Niederung das Überschwemmungsgebiet des Flusses Theiss. Da das Wasser nicht ablaufen konnte, lagerte der Fluss im Laufe der Jahrhunderte feinen Ton und Salz in der Ebene ab.

Erst in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts wurde die Theiss reguliert und begradigt. Wegen des warmen und niederschlagsarmen Klimas der Ungarischen Tiefebene zeigten sich schnell die schlechten Bodeneigenschaften in der Gegend der Hortobágy: Der Lehmboden ist hart, verschiedene Salze steigen im trockenen Wetter vom Grundwasser durch die Bodenkapillare auf. Das Salz in Verbindung mit dem Lehm sorgt dafür dass nur spezielle salztolerante Pflanzengesellschaften hier leben können. Ackerbau war dort unmöglich. Die Beweidung war weiterhin die geeignete  Nutzungsform des Gebietes.  
Im 20sten Jahrhundert trieben die umliegenden Städte und Dörfer ihre großen Tierherden in die Hortobágy. In der Trockenheit boten aber die Weiden wenig Futter, die Weidetiere hatten  wenig zu fressen und das Gebiet wurde oft total abgegrast. Durch die Überweidung verschwanden auch die Bäume und Büsche in der Landschaft. Es entstand eine weites, flaches, baumloses Ödland: die Puszta, eine offene Landschaft mit freiem, grenzenlosen Horizont.

Ein idealer Lebensraum für Triel und Großtrappe.

 

Die Puszta — die größte zusammenhängende Graslandschaft Mitteleuropas — ist eine Kulturlandschaft, wo die Beweidung als wichtigster Faktor gilt, um die wertvollen Lebensgemeinschaften, auch die Vogelhabitate, zu erhalten.

Interessanterweise gibt es weniger Insektenarten, die Gräser und andere Wiesenpflanzen fressen. Aber in einem Kuhfladen wimmelt das Insektenleben. Nach den Untersuchungen produziert eine Kuh auf dem Weidegang in einem Jahr durch ihren Dung mehr als 100 Kilogramm Insekten, die als Futter für Frösche, Eidechsen und Vögel dienen.

In den letzten Jahren weiden immer mehr Rinder im Territorium des Hortobágy Puszta Nationalparks. Die Rinder lassen ein strukturreiches Weideland hinter sich. Die Trittspuren, die Geilstellen, die Bülten und Grasbüschel der abgeweideten Pflanzen bieten zusätzliche Habitate für viele Vögel und ihre Beutetiere. Dank der positiven Entwicklungen vermehren sich seltene Vogelarten, wie der Rotfußfalke, der Steinkauz, die Blauracke, der WiedehopfSchwarzstirnwürger in der Puszta. 

Oft ist es der Mangel an Brutplätzen, der die Weiterentwicklung ihrer Bestände verhindert. Mit der Rückkehr der Rinder in der Puszta erholt sich auch der Bestand der Saatkrähen,   die vor 20 Jahren aus dem  Gebiet fast verschwanden. Ihre Kolonien, die sich in den kleinen Windschutzwäldern befinden, bieten Nester für die Baum- und Rotfußfalken und für die Waldohreulen, die für sich selbst kein Nest bauen.

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