Von Weltreisenden, Flugkünstlern und Rolling Stones - Langeooger Vögel im Portrait

 

Zwischen Strand und Dünen, Salzwiesen und Watt liegt eines der wichtigsten ­Drehkreuze des Vogelzugs weltweit. Unser birdingtours Reiseleiter Jan und seine Frau Birte Weinbecker präsentieren in ihrem neuen Buch, die Insel Langeoog aus der „Vogel-Perspektive“: Von Austernfischer bis Zwergseeschwalbe ­stellen sie eine Auswahl der ­gefiederten Gäste vor und berichten aus ihrem persönlichem Erleben. Als kleine Leseprobe teilen sie mit uns ihr Wissen über die Eiderente, den Wanderfalken und den Sanderling. 

 

Die Eiderente - Schwergewicht und Diskogänger

Schon wenn man mit der Fähre zur Insel fährt, fallen im Watt die vielen großen Enten mit dem stromlinienförmigen Schnabel auf. Im Binnenland würde man sie vergeblich suchen. Diese Entenart ist ein echter Meeresvogel, der Salz durch eine Drüse am Schnabel wieder ausscheiden kann. Bis zu 25 Meter tief können Eiderenten tauchen, um an ihre Nahrung zu kommen: Muscheln, am liebsten Miesmuscheln. Was völlig unglaublich scheint: Sie schlucken die Muscheln im Ganzen herunter. Der so genannte „Kau-Magen“ erledigt erst das Zerkleinern der harten Schalen. Man muss sich das Gefühl einmal vorstellen, eine Miesmuschel komplett herunterzuschlucken – alle Achtung vor dieser harten Speiseröhre!

Bei den Miesmuschelfischern ist der schöne Vogel aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht beliebt. Da die Ente unter Schutz steht und nicht geschossen werden darf, wurde vor Jahren ein interessantes Experiment an einer Miesmuschelbank bei Mellum unternommen. Mit Eiderentenwarnrufen aus einem Lautsprecher sollten die Vögel vertrieben werden. Allerdings gab es eine Verwechslung: Statt Warnrufen wurden Balzrufe vorgespielt. Das hatte natürlich den gegenteiligen Effekt und lockte besonders viele Vögel an. Dieser Vorfall ist als „Eiderenten-Disko“ in die Nationalpark-Geschichte eingegangen.

 

Eiderente Dänemark Christoph Moning
Eiderente (C. Moning)

Stress in Zeiten der Globalisierung? Für Sanderlinge nichts Neues. Sie waren schon immer globale Nomaden: Ihre Brutgebiete liegen in der Hocharktis: Auf Spitzbergen, Grönland und in Nordsibirien. Die Winterquartiere des Sanderlings befinden sich überall auf der Welt, von den gemäßigten Zonen bis in die Tropen. Allerdings immer nur auf einer sehr schmalen Linie: Genau da, wo das Meer an den Strand trifft. Hier suchen diese Spezialisten nach Essbarem, wobei sie es furchtbar eilig haben. Sie rennen meistens so schnell an der Wasserlinie entlang, dass man ihre Beine kaum erkennen kann. Geschickt weichen sie den Wellen aus, ohne auffliegen zu müssen. Pausen gönnen sie sich nur selten. Auf Platt heißen sie deshalb auch „Keen Tied“ – keine Zeit...

Wenn man am Strand von Langeoog spazieren geht, trifft man früher oder später auf diese hartgesottenen Strandläufer. Offenbar finden sie sogar den Winter bei uns am Strand ganz gemütlich. Meistens sind Sanderlinge in kleinen Gruppen unterwegs. Sie sind wenig scheu, so kann man sie gut ohne Fernglas aus der Nähe beobachten. Allerdings ist es höflich, in einem Bogen um sie herumzugehen, um sie nicht zu stören und von der Arbeit abzuhalten. Insbesondere, wenn sie ausnahmsweise doch mal eine Pause machen und rasten.

 

Weltweiter Pendler mit Zeitnot: Der Sanderling

Stress in Zeiten der Globalisierung? Für Sanderlinge nichts Neues. Sie waren schon immer globale Nomaden: Ihre Brutgebiete liegen in der Hocharktis: Auf Spitzbergen, Grönland und in Nordsibirien. Die Winterquartiere des Sanderlings befinden sich überall auf der Welt, von den gemäßigten Zonen bis in die Tropen. Allerdings immer nur auf einer sehr schmalen Linie: Genau da, wo das Meer an den Strand trifft. Hier suchen diese Spezialisten nach Essbarem, wobei sie es furchtbar eilig haben. Sie rennen meistens so schnell an der Wasserlinie entlang, dass man ihre Beine kaum erkennen kann. Geschickt weichen sie den Wellen aus, ohne auffliegen zu müssen. Pausen gönnen sie sich nur selten. Auf Platt heißen sie deshalb auch „Keen Tied“ – keine Zeit...

Wenn man am Strand von Langeoog spazieren geht, trifft man früher oder später auf diese hartgesottenen Strandläufer. Offenbar finden sie sogar den Winter bei uns am Strand ganz gemütlich. Meistens sind Sanderlinge in kleinen Gruppen unterwegs. Sie sind wenig scheu, so kann man sie gut ohne Fernglas aus der Nähe beobachten. Allerdings ist es höflich, in einem Bogen um sie herumzugehen, um sie nicht zu stören und von der Arbeit abzuhalten. Insbesondere, wenn sie ausnahmsweise doch mal eine Pause machen und rasten.

Der Wanderfalke - Schnellster Vogel der Welt!

Wanderfalken sitzen oft lange ganz ruhig auf einer niedrigen Warte und bewegen sich kaum. Wenn sie aber losfliegen, dann geht es ab: Alle rastenden Vögel der Umgebung fliegen gleichzeitig auf, um sich in möglichst dicht gedrängten Schwärmen in Sicherheit zu bringen.

Aus gutem Grund – Wanderfalken sind darauf spezialisiert, Vögel im Sturzflug zu fangen und durch den Aufprall zu töten. Sie versuchen dabei, einen geschwächten Vogel im Schwarm auszumachen und zu isolieren, wobei sie auf sagenhafte Geschwindigkeiten beschleunigen können. Im Sturzflug wurden bei Wanderfalken 383 Stundenkilometer gemessen, der Weltrekord der Tierwelt! Flöge der Wanderfalke horizontal, könnte er einen in Höchstgeschwindigkeit fahrenden ICE locker überholen…

Der tödliche Aufprall ermöglicht Wanderfalken, auch große Vögel wie Enten, Krähen und Möwen auf die Speisekarte zu setzen. Sogar der Fang von Reihern und Graugänsen ist beobachtet worden! Dafür sind Wanderfalken gut ausgerüstet: Sie sind deutlich kräftiger gebaut und haben viel größere Füße als die kleinen Turmfalken, die eher auf Mäusejagd spezialisiert sind. Auf den Ostfriesischen Inseln können wir Wanderfalken regelmäßig beobachten. Denn die skandinavische Population wandert im Winter gen Süden (daher der Name) und viele davon bleiben in der kalten Jahreszeit bei uns im Watt. Hier finden sie als „Geflügelliebhaber“ Essen im Überfluss, da das Wattenmeer eines der vogelreichsten Gebiete der Erde ist. Deshalb nisten auch jedes Jahr einige Paare dieser scheuen Vögel auf den unbewohnten Vogelinseln im Watt als Bodenbrüter.

Lange Zeit war dies undenkbar: Durch Bejagung und Pestizide waren Wanderfalken in Deutschland fast ausgestorben. Durch extreme Schutzbemühungen, Auswilderungsprogramme und das Verbot des verheerenden Pestizids DDT konnten sich die Bestände zum Teil wieder erholen.

 

Alle die neugierig auf mehr von unseren Artenportraits sind, können unser Werk  "Von Weltreisenden, Flugkünstlern und Rolling Stones - Langeooger Vögel im Portrait" gerne käuflich erwerben. 

Wir hoffen, wir konnten zudem einen kleinen Ausblick darauf geben, was Sie auf der nächsten Reise mit birdingtours erwarten könnte. 

Birte & Jan Weinbecker

 

Unsere Vogelbeobachtungsreisen

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