Bhutan: ein Experiment für den Nachhaltigen Tourismus und warum dieses Reiseziel so gut zu uns passt!

Ein Blick auf das Land des Donnerdrachens

Dzong Punakha (M. Lilje)

Bhutan, offiziell bekannt als das Land des Donnerdrachens, ist weltweit für seinen Fokus auf das Glück und die Zufriedenheit der Bevölkerung statt auf industrielles Wachstum bekannt. Hier wird nicht nur das Bruttosozialprodukt gemessen, wie es üblich ist, sondern vor allem das Bruttosozialglück. Doch jenseits dieser Bekanntheit wissen die meisten Menschen nur wenig über das kleine Königreich im Himalaya-Gebirge. Tatsächlich hat das Land jedoch viel für Besucher zu bieten. Zusätzlich unternimmt Bhutan ein einzigartiges Experiment, das weltweit bisher in dieser Form noch nicht stattgefunden hat: Es beabsichtigt, einen Teil seiner Sozialleistungen durch touristische Abgaben zu finanzieren und hofft auf diese Weise, negative, ausbeuterische Industrien möglichst zu vermeiden. 

Die Geschichte Bhutans ist geprägt von seiner Beziehung zur britischen Kolonialmacht. Ein Teil des Landes wurde an Indien abgetreten, wofür Bhutan jährliche Zahlungen erhielt. Ein Abkommen von 1910 erlaubte Großbritannien, die Außenpolitik zu bestimmen, während Bhutan die innere Autonomie behielt. Das Land entschied sich lange Zeit dafür, sich weitgehend von der Außenwelt abzuschotten. In den 1960er Jahren entstanden die ersten bedeutenden Straßen, gefolgt von den ersten Touristen in den 1970er Jahren. Im Jahr 2005 veröffentlichte der König die erste Verfassung von Bhutan und trat dann ab. Sein Sohn, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, übernahm den Thron und regiert bis heute. Seit 2008 findet alle fünf Jahre eine demokratische Parlamentswahl statt. Bhutan ist das letzte Land, in dem der Vajrayana-Buddhismus Staatsreligion ist und über drei Viertel der Bevölkerung bekennen sich dazu. Geografisch erstreckt sich das Land über etwa 1100 km und grenzt im Norden an China und im Süden an Indien. Es besteht eine enge politische Verbindung zu Indien und eine gewisse Abhängigkeit von diesem Land. 

Berge und Gebetsfahnen (M. Lilje)
Dzong Trashigang (M. Lilje)

Bhutan kann grob in drei Biotopzonen unterteilt werden, wobei die großen Höhenunterschiede verschiedene Lebensräume bedingen. Im Süden grenzt das Land an die Gangesebene, während im Norden Berge von über 7000 m Höhe aufragen. Dazwischen erstrecken sich weite Laubwälder, die in höheren Lagen in Nadelwälder übergehen. Diese Wälder bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren eine Heimat. Über 600 Orchideenarten, fast 50 Rhododendronarten und viele andere Pflanzen gedeihen hier. Etwa 600 Vogelarten sind regelmäßige Bewohner. Es gibt Spezialisten, die sich nur in höheren Bergregionen aufhalten, andere kehren im Frühling aus der Gangesebene zurück, wo sie den Winter verbracht haben, und einige verbleiben das ganze Jahr über als Standvögel in den Wäldern. Zu den Besonderheiten gehören der Satyrtragopan, der Himalayaglanzfasan, der Bartgeier, der Rosenschwanztrogon, der Ibisschnabel, der Weißbauchreiher, der Nepalhornvogel, der Himalajacutia, der Heulbartvogel, der Gouldnektarvogel und viele weitere bunte Singvögel. Auch Säugetiere sind zahlreich vertreten, obwohl viele aufgrund der dichten und schwer zugänglichen Wälder selten gesichtet werden. Das Nationaltier Bhutans, der Takin – die größte Ziege der Welt, ist im Sommer in den alpinen Hochebenen anzutreffen. Nebelparder, Leopard, Tiger, Schneeleopard, Roter Panda, Buntmarder, Grauer Goral, Südlicher Serau, verschiedene Hörnchen, Flughörnchen und einige Primaten wie der seltene Goldlangur und der Assammakak finden hier ebenfalls ihre Heimat. 

China-Rotschnabelbülbül (M. Lilje)
Gelbnackenyuhina (M. Lilje)
Goldgrasmücke (M. Lilje)

Der Tourismussektor in Bhutan bietet reichlich Möglichkeiten und soll weiter ausgebaut werden. Die Regierung hat gesetzlich festgelegt, dass mindestens 60 % der Waldflächen erhalten bleiben müssen – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern im Himalaya, in denen die ursprüngliche Natur oft nur noch spärlich vorhanden ist. Aktuell sind nach UN-Angaben etwa 70 % der Fläche Bhutans von Wald bedeckt. Über die Hälfte des Landes steht unter Schutzgebietsmanagement. Holzexport ist streng verboten, und das abgeholzte Holz darf ausschließlich im Inland verwendet werden. 

  

Verschiedene Trekking-Angebote, von einfachen Wanderungen von wenigen Stunden bis zum monatelangen Snowman Trek im Norden des Landes, locken Besucher an. Viele Dörfer bewahren bis heute ihre traditionelle Bauweise, die sich weitgehend seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Die markanten Dzongs, buddhistische Klosterburgen, die im 17. Jahrhundert oft als Festungen errichtet wurden, sind beliebte Reiseziele. Sie erfüllen heute verschiedene religiöse und administrative Funktionen und sind mit traditioneller Handwerkskunst geschmückt. Zahlreiche Feste, oft während der Erntezeit, finden in diesen Dzongs statt. 

Blutfasan (M. Lilje)
Tigernest-Kloster (M. Lilje)

Seit 2022 hat die Regierung beschlossen, das seit den 1970er Jahren bestehende Tages-Tarif-System zu ändern. Dies hat die Kosten für Reisen nach Bhutan erheblich erhöht. Schon vor 50 Jahren, als Bhutan 1974 erstmals Touristen einreisen ließ, um Einkünfte zu generieren und die einzigartige Kultur und Tradition zu fördern, entschied es sich für wenige, dafür aber qualitativ hochwertige Besucher. Dies bedeutet natürlich, dass viele Touristen bereits durch die Preise abgeschreckt werden. 

  

Bhutan scheint einer der wenigen Orte zu sein, die Tourismus als echte Chance betrachten, das Land voranzubringen, während er anderswo oft nur als nette Ergänzung angesehen wird. Der Tages-Tarif (Sustainable Development Fee, SDF) in Bhutan stellt sicher, dass die Touristenzahlen begrenzt bleiben. In einem Land mit weniger als 900.000 Einwohnern ist das besonders wichtig, vor allem angesichts der Tatsache, dass die geringe Bevölkerungsdichte eine Besonderheit darstellt. Dies hilft, die Umwelt in einem guten Zustand zu erhalten und die Kultur vor zu starker äußerer Beeinflussung zu schützen. Die Einnahmen aus dieser touristischen Abgabe werden für den Schutz von wertvollen Objekten und Denkmälern sowie für kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung verwendet und unterstützt. 

  

Bhutan scheint ein bemerkenswertes Beispiel dafür zu sein, wie nachhaltiger Tourismus tatsächlich einen positiven Nettoeffekt haben kann. Das Land hat eine reiche Natur und Kultur zu bieten und bietet die Gelegenheit, einen echten Ökotourismus zu unterstützen. Tourismus ist schon lange einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Bhutan, und das Land erkennt das Potenzial, diesen Bereich weiter auszubauen. 

Das könnte Sie auch interessieren

Löffler
Puszta: Wo es Wasser gibt, floriert das Vogelleben

Die ungarische Hortobágy-Ebene gehörte ursprünglich zum Flutgebiet des großen Flusses Theiss, wurde aber im 19ten Jahrhundert trockengelegt. So entstand die Puszta, die größte zusammenhängende Graslandschaft Mitteleuropas. Es ist aber wenig bekannt, dass mehr als zehn Prozent des Gebietes in Form…

Die Lofoten

Malerische kleine Fischerdörfchen inmitten hoher Berge und wunderbaren Fjorden - Die Lofoten im hohen Norden Norwegens sind eigentlich vor allem landschaftlich sehr bekannt. Doch auch was die Vogel- und allgemein die Tierwelt anbelangt, hat die Inselgruppe einiges zu bieten. Vom charismatischen…

Über 40 000 Papageitaucher auf Skomer-Island

Auf der walisischen Insel Skomer gab es in diesem Frühjahr eine Rekordzählung von Papageientauchern.